Dass der sozialdemokratische Kandidat das Rennen machen würde, damit hatten viele gerechnet – dieses überwältigende Ergebnis war dann aber doch eine Überraschung. Am Sonntag, den 23. März, haben die Kieler Bürger gleich doppelt abgestimmt. Sie waren zur Oberbürgermeisterwahl aufgerufen, an die dieses Jahr ein Bürgerentscheid zur Ansiedlung des Unternehmens Möbel Kraft gekoppelt war.

Anlass zur Freude von allen Seiten bereitete an jenem Tag die vergleichsweise rege Wahlbeteiligung. Sie lag nach Angaben der Stadt Kiel bei knapp 46 Prozent und damit etwa 14 Prozentpunkte über der Beteiligung an der Stichwahl von 2012. Neuer Oberbürgermeister der Landeshauptstadt ist mit 63,1 Prozent der Stimmen Ulf Kämpfer (SPD) geworden. Er ist nicht nur der jüngste Verwaltungschef, sondern erzielte auch das beste Ergebnis eines direkt gewählten Oberbürgermeisters in der Geschichte der Stadt Kiel. Seine Kontrahenten von CDU (Stephan Kruber) und Linken (Detlef Hackethal), erreichten nur 28,3 Prozent, bzw. 8,5 Prozent der abgegebenen Stimmen und unterlagen ihm somit deutlich.

Die Abstimmung zu Möbel Kraft ging deutlich knapper aus. 52,49 Prozent der Kieler entschieden sich für den Bau des Möbelhauses auf dem Gelände einer ehemaligen Kleingartenanlage. Gegen die Umsetzung hatte sich im Vorfeld, neben der Bürgerinitiative, nur Die Linke ausgesprochen. Die Stadtverwaltung, SPD, CDU, Grüne und SSW standen auch vor der Abstimmung bereits hinter dem Projekt. In Anbetracht des engen Ergebnisses, werden die Verantwortlichen nun bei der Umsetzung entsprechend rücksichtsvoll handeln müssen. Nachdem Susanne Gaschke wegen des „Kieler Steuer-Deals“ zurückgetreten war, galt es, das höchste Amt in der Stadt neu zu besetzen. Da ihr Vorgänger Torsten Albig Ministerpräsident wurde und somit ebenfalls früher aus dem Amt ausschied, war dies nun die zweite vorgezogene OB-Wahl in Folge. Für Ulf Kämpfer stehen nun neue Aufgaben an. Er bedankte sich bei seinen Wählern für den „gewaltigen Vertrauensvorschuss“ und betonte die nun auf ihm lastende Verantwortung. Der von gleich drei Parteien gemeinsam aufgestellte Kandidat möchte auch in Zukunft über Parteigrenzen hinaus arbeiten. „Man muss das Ganze vom Ende her denken und nicht nur von Jahr zu Jahr“, betonte der neue Oberbürgermeister in einem Interview mit den Kieler Nachrichten. Ulf Kämpfer ist ehemaliger Familienrichter und Staatssekretär im Umweltministerium. Als neuer OB gibt er sich betont bescheiden; er wolle „Aufbruchsstimmung“ schaffen, aber nicht den „starken Max“ machen und die Dienstlimousine möglichst oft gegen sein Fahrrad eintauschen. Sein Amt wird er vermutlich im Mai antreten.

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