Surfer sind entspannt, langhaarig, muskulös, braungebrannt und eigentlich nur am Strand anzutreffen. Im sonnigen Urlaub, dort wo es warm ist und das Meer rauscht. So ist zumindest das Klischee, die Vorstellung, die den meisten wohl in den Sinn kommt, wenn sie das Wort ‚Surfer‘ hören.

Halt! Womit wirbt unsere Uni? Mit dem „Master of Surfologie“, mit dem Slogan zu „studieren, wo andere Urlaub machen“. Wahrscheinlich gibt es an kaum einer anderen Uni und in kaum einer anderen Stadt Deutschlands einen so hohen Anteil an Surfern unter den Studenten und Anwohnern. Was passiert mit all diesen Menschen, wenn die Blätter sich verfärben, die Zugvögel gen Süden ziehen und die Temperaturen auf Tiefflug sind?

Einige von ihnen werden sich mit Sicherheit den Zugvögeln anschließen und erst wiederkommen, wenn das Wetter wieder zum Klischee passt. Doch ein großer Teil ist am Studieren, Arbeiten oder anderweitig verpflichtet und bleibt in Kiel. In der Stadt, die unter den Windsurfern bekannt ist als die ‚Windsurfhauptstadt Deutschlands‘.

Wenn die Bäume rauschen und alle anderen auf der Straße die Kragen ihrer Mäntel hochklappen, häufen sich plötzlich Bullis und vollgeladene PKWs auf den Straßen und die Strände am anderen Ende der Kieler Förde füllen sich wieder. Bikinis und Badehosen werden rausgeholt und die Herbststürme bis zum Abfrieren der Extremitäten ausgenutzt.

Gerade weil im Winterhalbjahr ein Sturm nach dem anderen aufzieht – wie jeder spätestens anhand von Christian und Xaver mitbekommen hat – sind die Wenigsten ‚im hohen Norden‘ braungebrannte Surfer in Badeshorts. Normalerweise sind sie Anzugträger, je tiefer die Temperaturen sinken, desto dicker werden ihre Neoprenanzüge, immer weniger folgen aber auch dem Ruf des Windes.

Einen harten Kern gibt es trotzdem: Surfer, die auch vor Kälte und zum Teil Schnee nicht zurückschrecken. So sind ein paar von ihnen, darunter auch einige der hartgesottenen Kieler Windsurfer, als die Unis und Schulen wegen des Sturms Xaver geschlossenen wurden, zum Freestylen gefahren. Da der Wind an den Küsten bei Weitem zu stark war, wurde stattdessen Hamburg zum neuen Ziel. Auf der Hamburger Alster ist das Windsurfen eigentlich nicht gestattet und so war auch schon nach knappen zwanzig Minuten die Polizei vor Ort.

Die meisten Kieler Surfer sind wohl schon an recht niedrige Temperaturen gewöhnt, wenn dann aber das Schneegestöber einsetzt, bleiben, bis auf ein paar wenige schwarze Mumien, die meisten vor dem Kamin.

Anzeigefoto: Thomas von Essen

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