DER ALBRECHT: Ist es jetzt nach Olympia wieder leicht, sich auf das Studium zu konzentrieren, oder beginnt mit der Olympiateilnahme erst recht der sportliche Ehrgeiz?

Franziska: Ich hatte mich schon vor den Spielen entschieden, mich danach wieder voll auf das Studium zu konzentrieren. Bis zu den Spielen habe ich in den letzten vier Jahren mein Studium ziemlich gestreckt und ein Jahr vor den Spielen habe ich mich für zwei Urlaubssemster entschieden. Jetzt werde ich mich die nächsten zwei Jahre wieder voll auf das Studium konzentrieren und meine Trainingsumfänge zurückschrauben. Danach werde ich mich wieder auf Rio vorbereiten. Doch erst einmal will ich meinen Abschluss machen.
Simon:  In jedem Fall freue mich gerade sehr auf das Studium. Es wird gut tun, mal wieder andere Lebensinhalte zu haben.

Was zeichnet die Uni Kiel als Studienort für Spitzensportler aus? Welche Unterstützung erhältst du durch die Uni?

Franziska: Ich bin nicht allzu sehr an die Anwesenheitspflicht gebunden und kann so öfters fehlen. Durch die vielen Reisen, Wettkämpfe und Trainingslager ist es schwer, immer da zu sein. Falls man mal nicht zu einer Prüfung kann, könnte man diese zu einem anderen Zeitpunkt schreiben oder durch andere Leistungen nachholen. Da ich noch zu den alten Studiengängen (Magister) gehöre, ist es für mich ermöglicht worden, diesen auch an der Uni Kiel zu beenden.
Tobias: Der enge Kontakt zu den Koordinatoren und die langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit.

Lassen sich deiner Meinung nach Spitzensport und Studium heutzutage noch miteinander vereinbaren? Wie sieht es gerade im Hinblick auf die Einführung des Bachelor-Master-Systems aus?

Franziska: Von Jahr zu Jahr wird es immer schwieriger, wenn man zur Weltspitze dazu gehören will. Die Trainingsumfänge werden immer mehr und andere Nationen machen nichts anderes als ihren Sport und sind finanziell durch den Staat oder andere Institutionen abgesichert. Ich bin froh, dass die Uni Kiel den Spitzensport unterstützt und dem Sportler die Möglichkeit bietet, sich weiter zu bilden. Denn man kann nicht ewig auf so hohem Niveau seine Leistung abrufen. Irgendwann sagt der Körper „nein“ und es gibt schließlich auch ein Leben nach dem Sport.
Simon:  Zurzeit ist es gerade noch möglich, Studium und Sport miteinander zu vereinbaren, wenn der Studiengang nicht allzu umfangreich ist und die Studienlänge gestreckt wird. Da die Professionalität des Sports immer weiter zunimmt und die Inhalte im Studium sicherlich nicht abnehmen werden, wird es jedoch bald kaum noch möglich sein, neben dem Sport zu studieren.

Tobias Schadewaldt in Aktion (Foto: BMW Yachtsport)

Bleibt neben Spitzensport und Studium noch Zeit für ein „richtiges“ Studentenleben?

Franziska: Ehrlich gesagt nur wenig. Es bleibt recht wenig Zeit für Familie und Freunde. Wenn man sich für den Leistungssport entscheidet, muss man sich, je mehr man sich den Olympischen Spielen nähert, immer mehr zurücknehmen, um seine optimal Leistung abrufen zu können. Man kann einfach nicht zu jeder Party gehen, da man am nächsten Tag  fit sein muss oder man ist  gerade irgendwo in der Welt unterwegs. Teilweise mehrere Wochen. Zeit ist etwas sehr Kostbares und die, die einem am Ende übrig bleibt, versucht man, so gut es geht mit seinen Lieben zu verbringen.
Tobias: Eigentlich nicht. Ich habe kaum Vorlesungen besucht und für ausgelassene Partys ist neben dem Spitzensport kaum Platz.

 Hast du einen „Geheimtipp“, wie man es schafft, neben dem Studium noch einer anderen so zeitaufwendigen Tätigkeit nachzugehen?

Simon:  Am Ende geht alles über das Zeitmanagement: Das klingt sicher verdammt altklug, aber wenn man mal das Fernsehen weglässt und nicht dauernd bei Facebook rumgammelt, bleibt auf einmal sehr viel Zeit für andere Dinge. Sei es Leistungssport, oder etwas Anderes.
Tobias: Für mich ist es immer sehr gut gewesen, mir beim Training richtig früh den Wecker zu stellen und dann zu lernen oder vereinzelte Nachtschichten einzulegen. Zu der Zeit ist es ruhig und man kann ungestört arbeiten.

Hast du einen gewissen Bekanntheitsgrad an der Uni, der dir einen engeren Kontakt zu Dozentinnen und Dozenten verschafft und das Studium erleichtert?

Franziska: Ich würde mal sagen, dass ich bei mir am Sportinstitut einen gewissen Bekanntheitsgrad habe. Dort kann ich jeder Zeit hin, wenn ich bei irgendetwas Hilfe brauche. Unter anderem sitzt dort auch unser Kooperationsleiter Bernd Lange, der immer sehr hilfsbereit ist.
Tobias: Das kann ich nicht so genau einschätzen. Ich denke, am Ende zählt mehr das persönliche Gespräch und der individuelle Einsatz als der Bekanntheitsgrad.

Siehst du dich in Zukunft eher als Sportler oder als Student?

Simon: Nach 17 Jahren im Segeln sehe ich mich in Zukunft erst einmal als Student und freue mich wirklich sehr auf die kommenden Semester.

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